„Wenn ich denken würde, dass meine persönliche Entwicklung heute schon abgeschlossen sei, wäre ich von mir selbst sehr enttäuscht.“
Bereits mit fünf Jahren besuchte ich eine Ganztagsschule in München, meiner Heimatstadt – das war damals noch selten. Stets als Jüngste in der Klasse fühlte ich mich in dieser Zeit oft „unaufgehoben“. Ich focht so manchen Kampf aus – gewann und verlor. Mit 15 gab es eine entscheidende Wende in meinem Leben: Ich durfte mir ein englisches Mädcheninternat aussuchen. Obwohl das nur für ein Jahr sein sollte, war mir nach dem ersten Bäumeklettern sofort klar „Hier will ich meinen Abschluss machen!“ Ich konnte meine Eltern überzeugen, blieb ganze vier Jahre und lernte in dieser wunderbaren Zeit nicht nur Chipssandwiches zu essen und sich auf einem ganz anderen Kampfplatz durchzubeißen, sondern auch auf eigenen Beinen zu stehen.
Es folgte ein Geschichtsstudium in Cambridge, im ältesten und kleinsten College Peterhouse, was mich zunächst vor Herausforderungen stellte: Warum sollte ich acht Bücher über die Pest lesen, um einen Aufsatz zu schreiben? Es standen doch überall dieselben Dinge drin. Oder? Über ein Jahr brauchte ich, um die unterschiedlichen roten Fäden der einzelnen Historiker zu erkennen und zudem meine Sprachlanze im Debattierclub der Uni zu schärfen. Die wichtigste Lektion meines Studiums: Das Komplexe umarmen – schließlich ist die Welt nicht linear, sondern oft parallel, sie ist nicht schwarz oder weiß, sondern mal grau, mal bunt und immer spannend. Und bei all dieser Vielfalt muss man es schaffen auch noch die eigenen Werte zu finden und zu bewahren.
Zurück in Deutschland war ein zweites Studium dran: Jura mit zwei Staatsexamina und Promotion in München. Was in Cambridge begonnen hatte, ging hier weiter: Viel sehen, verstehen und gut argumentieren lernen. Danach war ich bereit zur Anwendung und arbeitete sechs Jahre als Unternehmensberaterin bei Boston Consulting. Man mag ja so seine Gedanken zu Unternehmensberatern haben, aber sie sind schnelle und furchtlose Denker – ein Geschenk, mit solchen Menschen zu arbeiten.
Vom Beraten zum Lehren war kein großer Schritt, und so bin ich seit mehr als 15 Jahren für die European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin, sowie andere Business Schools und Unternehmen direkt tätig.
Großartig, nicht nur die richtigen Programme für Führungskräfte zusammenzustellen, sondern selbst Köpfe aller Nationen öffnen zu dürfen: indem ich eben die Fähigkeiten unterrichte, die eine Führungskraft um 21. Jahrhundert braucht.