Wer morgen Chef sein will, muss heute Wolpertinger sagen – Teil 1 der Blogserie: Einflussnehmen auf sich und andere
Jetzt mögen viele von Ihnen den Kopf schütteln und sagen, dass das nicht geht und nicht gehen kann. Ich sage: Doch, es geht, und es muss auch gehen. Führungskräfte brauchen in der Zukunft weit mehr Flexibilität im Denken, in ihren Aktionen, in ihren Reaktionen – ergo im ganzen Sein, als das heute der Fall ist.
Was brauchen Chefs von morgen?
Was brauchen die Chefs, Chefinnen und Führungskräfte? Geschwindigkeit und Gelassenheit. Das Wissen um das was sie tun sowie die Fähigkeit zuzugeben, dass sie nicht alles wissen. Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern, Kunden, der Gesellschaft sowie Profitorientierung. Andere glänzen lassen sowie Charisma einsetzen wo nötig. Kurzum: Sie müssen zu einem Wolpertinger werden.
Wolpertinger? Wenn Sie dieses Wesen nicht kennen, stammen Sie vermutlich nicht aus Bayern. Dabei lohnt sich ein genauerer Blick auf dieses fantastische Tierwesen. Der Wolpertinger existiert aufgrund der Kombinationslust von Tierpräparatoren, die gerne Entenflügel an Hasen bauen und ist fester Bestandteil der bayerischen Folklore. Er hat je nach Notwendigkeit Klauen und Pfoten, Hasenohren, Flügel und Geweih, Mümmelnäschen, Stoßzähne und vieles mehr. Der Wolpertinger ist das Sinnbild des Chefseins im Jahr 2030, im Jahr 2070 – und ehrlicherweise auch schon heute.
In einem Münchner Museum hat der sagenumwobene Wolpertinger gar ein ganzes Schaufenster. Aus gutem Grund. Denn er ist, in unendlich vielen Gestalten erscheinend, ein Sinnbild an Flexibilität und hat dennoch in sich einen soliden Bestand. Kein aggressives Ego, das sich von Situationen und Menschen leicht angegriffen fühlt und sich verteidigen muss. Sondern ein gesundes, starkes Selbst, das bereit ist, für ein sinnvolles Ziel all das einzusetzen, was nötig ist.
Man sehe sich eines dieser Tiere an. Was kann es alles? Es kann kämpfen und diplomatisch sein, es kann hoch fliegen und tief graben, es kann freundlich fiepen und zubeißen, es kann hören, fühlen und bestens sehen. Und dennoch oder gerade deswegen ist sein Wesen stabil. Es muss nicht gute Ideen abschlagen, weil sie nicht von ihm kommen, es muss nicht beleidigt sein, weil jemand es anpfeift, es muss nicht darauf bestehen, keine Fehler zu machen, oder sie in anderen zu verdammen.
Der Chef als Wolpertinger
Als Chef nimmt der Wolpertinger die Umgebung wahr, konzentriert sich auf seine Ziele, zeigt Anerkennung, lässt zu, von anderen überzeugt zu werden, zieht aber auch für eigene gute Ideen in den Kampf. Er oder sie trägt eine Ruhe in sich und lässt sich nicht leicht erschüttern.
Ist es schwer, so zu sein? Seien Sie ehrlich: es ist leicht, sobald Sie es sich vornehmen. So wie Sie in einem Geschäft freundlich distanziert sein können, zu den Kindern liebevoll dirigistisch, zu den Eltern zuhörend anerkennend, zum Polizisten klug respektvoll, ohne dass Sie an eigenen Befindlichkeiten zu knabbern haben oder sich von der Welt beleidigt fühlen.
Genauso können und müssen Sie in der Arbeit als Chef/in sein. Einziger Unterschied: Alle Verhaltensweisen, alle Aktionen und Reaktionen müssen in dauerndem Wechsel an einem einzelnen Ort durchgezogen werden, nämlich in der Arbeit. Da müssen Sie die eigene so menschliche Bräsigkeit gut im Griff haben, um für jede neue Situation immer wieder neu präsent zu sein und nicht in einen standardisierten Reaktionsstiefel zu fallen.
Was heißt das nun für Sie? Gehen Sie die Wolpertinger-Eigenschaften durch, die Ihre Arbeit schon jetzt verlangt. Lassen Sie wachsen, was wachsen muss – die Hörner, die Ohren, das Maul, das Fell oder den Panzer. Und sehen Sie den Film „Lincoln“ oder lesen Sie das Buch dazu (https://www.simonandschuster.com/books/Team-of-Rivals/Doris-Kearns-Goodwin/9781451688092) als Inspiration für einen Chef, der wolpertingerhaft Ziel, Menschen und sich selbst nicht aus den Augen verliert. Und glauben Sie mir: Wolpertinger können nicht irren!