Wie Sie andere dazu bringen, das zu tun, was Sie wollen oder der Zauber „zarter“ Manipulation – Teil 7 der Blogserie: Einflussnehmen auf sich und andere

Was ist das Leben anderes, als eine ständige Manipulation anderer, um das Gewünschte zu erreichen? Der Staat manipuliert über Steuern oder Gesetze; der Chef über Befehle, Lob oder Kritik; die Kinder über lautes Geheule oder die Präsentation der besten Noten; der Partner über ein Lächeln oder ein Stirnrunzeln. Trotz dieser Allgegenwart der Manipulation hat das Wort selbst primär negative Konnotationen, die sich auf die mangelnde Wahlfreiheit des manipulierten Teils konzentrieren.

Die Frage ist also, ob es eine weichere, sanftere Version der Manipulation gibt. Eine, die der Person, an der gehandelt wird, Freiheit gibt und dennoch die gewünschten Ergebnisse bringen kann.

Was denken SIE über Manipulation?

Lassen Sie uns hierzu ein kurzes Quiz durchdenken. Welche Aussage stimmt Ihrer Meinung nach?

  1. Wenn man sich eine Situation im Vorfeld vorstellt, wird ihre Bewältigung später wahrscheinlicher.
  2. Ein Bild von Augen an der Wand erhöht die Ehrlichkeit.
  3. Die Größe eines Tellers hat einen Einfluss auf die Menge der verzehrten Lebensmittel.
  4. Ein niedergeschriebenes Ziel erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Die Forschung sagt ganz klar, alle vier Aussagen stimmen. Und die Details erfreuen das Herz.

Ein Stups in die richtige Richtung

Zu 1: Wenn Studierende gebeten werden, sich kurz vorzustellen, wo genau sie bis zum Ende des zweiten Weihnachtsfeiertages einen Aufsatz für die Uni schreiben werden, liefern 71 % pünktlich, verglichen mit 32 %, die nicht aufgefordert wurden, vorauszudenken. Was für ein Unterschied! Und welche Macht einfach darin liegt, jemanden zu bitten, sich genau hier und jetzt in die Umsetzung zu denken.

Zu 2: Bilder von Augen an der Wand führen dazu, dass sich die Menschen beobachtet fühlen, so dass sie weitaus häufiger das Geld für ihren Kaffee in die dafür aufgestellte Dose werfen. Der Mensch wird ungerne als unethisch wahrgenommen – man kann also „sauberes Verhalten“ durch kleine Tricks erreichen.

Zu 3: Je größer der Teller, desto mehr essen Menschen ohne, dass sie dies wahrnehmen. Kleine Teller schrumpfen sowohl die Menge des Essens als auch den Bauch der Esser. Wie gesund, dies besonders in Homeoffice-Zeiten zu wissen.

Zu 4: Wenn das Arbeitsamt Arbeitslose bittet, aufzuschreiben, welche Maßnahmen sie planen, um einen Arbeitsplatz zu finden, benötigen ganze 20 % weniger nach 13 Wochen staatliche Unterstützung. Für sich aufschreiben, ist schon ein Teil der Miete.

Dieses ganze Thema wird auch oft unter dem Begriff Nudging behandelt und wie folgt definiert: „Ein Aspekt der Wahlarchitektur, der das Verhalten in vorhersehbarer Weise ändert, ohne eine Option zu verbieten oder wirtschaftliche Anreize zu verändern. Es muss ‚leicht und billig‘ (easy and cheap) sein, einen Stups zu ignorieren.“

Zudem sollten alle Stupse transparent und niemals irreführend sein und es sollte guten Grund zu der Annahme geben, dass das Verhalten, das gefördert wird, das Wohlergehen derjenigen verbessert, die gestupst werden.

Wie können Sie jetzt erfolgreich sich und andere nudgen?

Ein paar ergänzende Beispiele.

  • Die Leute melden sich für die Weihnachtsfeier an und kommen am Ende nicht. Eine kleine Anmeldegebühr von 5 € erhöht die Teilnahmequote enorm.
  • Die Meetings dauern zu lange – stupsen Sie mit Hilfe eines Whiteboards, vor dem alle stehen – Füße ermüden schneller als Münder.
  • Gegen 16 Uhr verschlingen Sie immer Kekse – um diese Zeit herum sollten Sie sich Zoom- oder Skype-Termine – mit Video – legen. Es ist schwer und unhöflich, dauernd was in sich hineinzustopfen und ab 17.00 Uhr ist der Drang meist weg.
  • Sie wollen ehrlichere Angaben in Ihren Formularen: Dann lassen Sie die Ausfüllenden schon am Beginn des Formulars unterschreiben „Ich versichere, dass ich wahrheitsgemäß antworte“. Das erhöht die Ehrlichkeit im Vergleich zu einer Unterschrift am Ende des Formulars um 10 % bei null Kosten.

Was können Sie noch tun? Das Buch „Nudge“ lesen oder mal wieder den Film „Ist das Leben nicht schön?“ mit James Stewart sehen – da stupst der Engel zwar ein bisschen heftiger aber es geht ja auch um ein Leben.

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